In diesem Jahr jährt sich der 25. Jahrestag der Erscheinungen der Madonna in Medjugorje. Du warst Zeuge der ausserordentlichen Ereignisse der ersten Jahre. Was wird wach in deinem Gedächtnis, im Lichte deines persönlichen Weges und deiner priesterlichen Erfahrungen?
Vom Gesichtspunkt meiner Vergangenheit in Medjugorje kommen mir im Moment nicht sehr viele Dinge in den Sinn. Seit 1985 habe ich mich stufenweise zurückgezogen aus Medjugorje, um in der Kontemplation zu leben. Schritt für Schritt in meiner tieferen Beziehung zu Gott, öffnete sich das Gedächtnis meiner Seele, dieser Raum worin der Heilige Geist immer mehr die Rolle als Hauptfigur übernahm und mir das Geheimnis enthüllte. In diesem Gedächtnis sind nicht so sehr die Phenomene von Medjugorje als solche präsent, sondern eher die göttliche Wahrheit des lebendigen und wahren Gottes, der Mutter Gottes, die in uns gegenwärtig ist und in uns wirkt. Das ist die von der Kirche angenommene Wahrheit.
Wer immer eine ausserordentliche Gnade empfängt, muss sie zugunsten derKirche Frucht bringen lassen. Übrigens haben die Seher im Zusammenhang mit einigen Geheimnissen gesagt, dass, wenn diese eröffnet werden, sei es für viele zu spät sein wird. Dies bedeutet, dass die Aufmerksamkeit auf unsere Teilnahme am göttlichen Handeln in uns gelegt ist, eingeschlossen all das, was sich in Medjugorje auf so ausserordentliche Weise offenbart.
Wie ich sagte, das Gedächtnis unsrer Seele registriert alles, alles ist darin abgelegt. Der Heilige Geist offenbart uns stufenweise den Inhalt, um uns zur ganzen Wahrheit zu führen. Alles ist der Kirche anvertraut, damit sind wir von Gott begleitet und in uns bildet sich ein Depot der göttlichen Wahrheit.
Für uns alle ist das Wichtigste, die Mutter Gottes anzunehmen in ihrem Bezug zu Gott, im heilenden Ereignis, das sich in ihr verwirklicht hat, in ihrer Person, in der Nachfolge ihres Beispiels und im sich führen lassen von ihrer mütterlichen Liebe, im teilnehmen an ihrer Verherrlichung. Durch sie nehmen wir Christus in uns auf, und in uns wächst Er, opfert Er sich und tritt in die Glorie ein. Durch die allerheiligste Maria leben wir uns in das heilende Ereignis Christi ein.
Es geht um einen dynamischen Durchgang, der das menschliche Sein auf jeder Stufe der Existenz mit einbezieht und es zur Entwicklung bringt. Darum kann es auch erschüttert und fortgerissen werden, im guten Sinne natürlich. Wer dieses Tun Gottes annimmt und sich bekehrt, lässt sich völlig einfügen in das Ereignis der von Jesus Christus, dem Retter, erwirkten Rettung, indem er selber zum Werkzeug der göttlichen Handlung wird. Wenn das nicht geschieht, schliesst sich der Mensch in seiner kleinen Welt ein, obwohl er gläubig bleibt.
Die Früchte sind zahlreich und sichtbar. Ob die Leute sich bekehrt haben? ... lassen wir darüber den Himmel urteilen. In der Botschaft vom 25.12.2005, die uns von Jakov überbracht wurde, sagt die Mutter: „Kinder, in der ganzen Zeit, da Gott es mir erlaubt hat, mit euch zu sein, habe ich euch immer zur Bekehrung aufgerufen. Viele eurer Herzen blieben verschlossen ... Beginnt zu beten. Betet zu Gott um Bekehrung.“ Ich glaube, diese Worte müssten uns zu ernsthaftem Nachdenken bringen.
Gerade nicht! Hier irren wir, weil wir uns in unsere Ängste hinein begeben und nach Rechtfertigungen suchen. Der heilige Franz von Assisi, am Ende seines irdischen Lebens, sagte zu den Brüdern: Brüder, fangen wir neu an,, denn bis jetzt haben wir nichts getan!“ Es sind Worte, die eine grosse Bedeutung für uns alle haben. Wer offen ist für Gott sieht vor sich immer neue Horizonte und erhält immer neue Gnaden. Er wird mitgerissen von der Begeisterung des Lebens in Gott und mit derselben vitalen Begeisterung zieht er andere zu Gott hin, in Ihn hinein und erzieht ihn. In dieser unsrer Zeit, in der das Böse uns von allen Seiten umgibt, erwartet Gott, dass seine Söhne und Töchter sich stark hineinziehen lassen in sein göttliches Leben, weil sie auf ihre Art andere hineinnehmen und so das Böse zerbrechen und zerstören, am Ende den Tod selber besiegen können. Wenn die Glaubenden ausserhalb dieser dynamischen
Tatkraft stehen bleiben, bleiben sie flach, kommen nicht zu einer echten Bekehrung und sind der Agressivität des Bösen ausgesetzt.
Weil die Madonna sich selber treu bleibt. Sie führt uns auf den Weg, zeigt uns die geeigneten Mittel um in uns das göttliche Leben in seiner ganzen Dynamik neu zu erwecken. Kein Zweifel, das Gebet bleibt das fundamentalste Mittel, um aktiv am Leben der Gnade teil zu haben.
Der heilige Augustinus erklärt, dass die Menschen „mali (böse), male (auf schlechte Art), mala um böse Dinge) beten. Das bedeutet, dass wenn wir böse sind, wir auf böse Art um böse Dinge beten. Wir drehen uns um uns selbst, wollen alles und alle mit ein beziehen, Gott inbegriffen, in unsere persönlichen egoistischen Bedürfnisse, egozentrisch. Gott zieht sich von all dem zurück.
In der Botschaft vom 25.12.2005, die ich vorher zitiert habe, lesen sich immer noch diese Worte der Madonna: „Kinder, Jesus ist Friede, Liebe, Freude. Darum entschliesst euch für Jesus.“ Das wahre Gebet erhöht die betende Person, bringt sie hinein in Christi Leben, trennt sie vom Egoismus und lässt sie teilhaben an der Dynamik der Rettung. Dies ist das Gebet, das sein Ziel erreicht.
Wir sollten verstehen, dass in den Plänen Gottes alles in Harmonie zusammengebunden ist. So auch das Fasten, unabhängig von der gewählten Form, die man wählt um es zu leben. Es will dazu helfen, dem Menschen aus dem materiellen Konsumismus herauszuziehen, die Suche nach Gott neu zu erwecken, zur Bekehrung anzuspornen. Auch das Fasten, wie das Gebet, ist eines der unverzichtbaren Mittel, um zu Gott zu kommen.
Das Ziel unsres Lebens ist jenes, in die mystische Vereinigung mit Christus zu treten, einzugehn in die Fülle seines Lebens. Haben wir den Sohn, haben wir auch den Vater und den Heiligen Geist, der uns führt, wie der hl Apostel Johannes sagt. Wenn wir uns hineinund mitnehmen lassen von Jesus Christus, da werden wir sein Volk und Er der Emmanuel, der Gott-mit-uns. Alle Erscheinungen, alle Gnaden, die uns verliehen werden, zielen dahin, dass wir dieses Ziel erreichen. Wenn wir so entschieden in diese Richtung laufen, d.h. in Richtung der totalen Einung mit Jesus, ändert sich in unserm Leben alles. Der Glaube, die Hoffnung, die Liebe werden dynamisch, fähig, andere einzubeziehen und teilhaben zu lassen. So fügen wir uns ein in die Aktion der göttlichen Gnade und werden Teilhaber am Mandat der Apostel, erfüllt von der Kraft des Heiligen Geistes. Sonst bleiben wir verschlossen in unsrer oberflächlichen Religiosität, drehen uns stets um uns selber, kümmern uns um unsere Zukunft, suchen danach, die andern nicht zu Gott sondern zu uns selber hinzuziehen. Wir treten in einen zerstörerischen Sog hinein.
Viel verändert sich, viel! Gott ist die wahre Hauptfigur der Geschichte, auch wenn er uns verborgen vorkommt. Sein Handeln geschieht still, den “Grosssen“ der Erde verborgen. Er verwandelt alles und will niemandem schaden. Er erlaubt auch die Krisen der Menschheit, damit der Mensch Gott suche und sich bekehre. Gott tut wunderbare Dinge auch heute, oft durch die Kleinen, die Einfachen, die Verborgensten.Übrigens, so hat er es immer getan durch die ganze Geschichte, auch im Leben der Jungfrau Maria.
Ein Jubiläum ist immer ein Jubeltag! Es bringt viele Gnaden und öffnet dem göttlichen Wirken grossse Szenarien. Ich erwarte also viel. Im Besondern erwarte ich das Erwachen des Volkes Gottes im Gebet, in der Bekehrung, im Fasten, so dass ein Einbeziehen auf Gott hin möglich ist. Ich hoffe, dass jeder Gläubige verstehen wird, dass die Hauptbühne für das Wirken Gottes in ihm ist, in seiner Seele. Die Früchte werden kommen, sei‘s in, sei‘s um den Menschen. Das Volk Gottes wird also die Versprechen Gottes sich realisieren sehen. Wird das Heil der Menschheit sehen. Von den Glaubenden wird sodann die frohe Verkündigung des Heils für jeden Menschen ausgehen. Das ist meine Hoffnung und mein Gebet zu Gott und zu unserer Mutter.