Ich grüße all jene, die Marias Botschaft mit dem Herzen annehmen, und versuchen in ihrem Leben die Botschaft zu leben.
Bevor wir diese Botschaft gemeinsam betrachten, lade ich Sie alle ein, daß wir uns kurz erinnern an das, was uns Maria in der Botschaft vom 25. Oktober gesagt hat. Es war eine ganz kurze Botschaft.
Sie hat uns aufgerufen, daß wir nicht vergessen sollen, daß diese Zeit eine Zeit der Gnade" ist, und daher sollen wir beten. Betet" - das hat sie dreimal wiederholt.
Nicht zu vergessen" ist ein sehr häufiger Aufruf in den biblischen Texten, besonders wenn es das Gebet betrifft. Derjenige, der die Wundertaten Gottes und seine Liebe und Barmherzigkeit nicht vergißt, kann beten, kann glauben, kann vertrauen. Das beste Beispiel dafür ist Marias Gebet: „Meine Seele preist die Größe des Herrn". Maria konnte den Herrn preisen, weil sie nicht vergessen hat, daß er barmherzig ist, daß er treu seinen Verheißungen, die er Abraham und seinen Nachkommen gegeben hat, bleibt, daß er die Niedrigen erhöht und die Hungrigen sättigt, und daß er die Reichen erniedrigt und mit leeren Händen entläßt. Maria konnte auch ihr „Ja" aussprechen, weil Sie nicht vergessen hat, wer der Gott ist, der ihr seinen Plan angeboten hat, Mutter des Messias, des Emmanuels, des Erlösers zu werden. Und dies ist der Weg mit uns allen. Wir sind auch aufgerufen, die Liebe Gottes, seine Barmherzigkeit, seine Treue in unserem Leben zu entdecken. Mein Vorschlag ist es, daß wir jetzt in der kommenden Zeit, jeder für sich, sein eigenes Magnificat - „Meine Seele preist die Größe des Herrn" - ganz bewußt findet und betet. Es ist sehr wichtig, daß wir die Liebe Gottes und seine Barmherzigkeit in unserem Leben entdecken, weil das die Bedingung für unseren Glauben ist, für unser Vertrauen als auch für unseren Frieden. Wenn wir aber das Gute, daß uns Gott tut, vergessen, dann können wir nicht mehr glauben. Wir haben auch ein anderes Problem, daß wir das Gute so leicht vergessen, während wir dazu neigen, das Schlechte, das Schwere, die Verletzungen, die Wunden nicht so leicht zu vergessen, und dann sind wir mit dem Problem des Verzeihens und des Sich-Versöhnens konfrontiert. Je freier das Herz ist, desto leichter erinnern wir uns an das Gute und umso leichter fällt es uns, das zu verzeihen, was nicht gut war. Die „Zeit der Gnade" bezieht sich nur auf uns. Was Gott anbelangt, so ist er immer barmherzig. Er kann heute nicht barmherziger sein als gestern, oder morgen als heute. Von uns her müssen wir wissen, daß es Zeiten der Gnade gibt.
Sehr oft ist es in dem Moment, in dem wir verstanden haben, daß uns unser Verhalten, unsere Logik in die Sackgasse geführt hat, daß wir umkehren und beginnen, Gott zu suchen. Das ist der Augenblick, wo wir sagen können, daß sich alles zum Guten wendet für die, die Gott lieben.
Ich möchte nochmals erinnern an das, was Maria einmal in einer Botschaft zur Gebetsgruppe gesagt hat: Ihr betet: Mutter vergiß uns nicht, ich sage aber euch, vergeßt ihr mich nicht". Ich glaube, sie hat mehr Recht zu sagen: „Vergeßt ihr mich nicht" als wir es nötig haben zu beten: „Mutter vergiß uns nicht".
Seit Beginn der Erscheinungen leben wir in einer echten Zeit der Gnade", denn es haben sich viele Menschen gerade hier in Medjugorje Gott und seiner Liebe gegenüber geöffnet. Der dreifache Aufruf „Betet" müßte wirklich in unseren Herzen, in unseren geistigen Ohren ständig wiederklingen, damit wir nicht vergessen, uns für das Gebet zu entscheiden, und so möge es auch sein.
In Bezug auf die Seher kann man sagen, daß Vicka zu Hause ist und die Pilger empfängt, Ivan ist noch immer in Amerika, und Maria ist mit ihrer Familie in Italien. Jakov und Mirjana und Ivanka sind hier in Medjugorje mit ihren Familien und leben ein normales Leben.
In dieser Zeit bis zum 15. November gab es wirklich viele Pilger aus der ganzen Welt. Während der 2. Hälfte des Monats November ist der Pilgerstrom viel kleiner geworden, dennoch gibt es im Augenblick eine Gruppe aus Korea, eine aus Ungarn, aus Polen, aus Österreich, aus England und Amerika, ebenso auch aus Italien und kleinere Gruppen aus Spanien und Argentinien.
Das Medjugorje-Programm wird, unabhängig von der Zahl der Pilger, treu gehalten und ich lade euch alle, die ihr jetzt nicht nach Medjugorje kommen könnt, ein, zu Hause persönlich in den Familien und in den Gebetsgruppen treu dem Weg Mariens zu bleiben.
Maria hat uns diese Botschaft gegeben und auf den ersten Blick, wenn man sie gelesen hat, weiß man genau, daß es eine Botschaft für die „neue Zeit", für die Adventszeit, ist. In ihr ruft uns Maria auf, uns gut auf Weihnachten vorzubereiten.
Sie wiederholt uns ständig ihren Wunsch, daß wir beten sollen. Über das Gebet haben wir schon so oft gesprochen. Dazu möchte ich einfach folgendes sagen: beten wir um die Gnade, daß wir wirklich beten können.
Ich möchte jetzt mit Euch zusammen den letzten Satz der Botschaft tiefer betrachten.
Maria sagt, daß wir so lange beten sollen bis das Gebet für uns zur Freude geworden ist.
Man kann hier also ganz klar zwei Dimensionen des Gebetes unterscheiden, die für uns sehr wichtig sind.
Damit wir mit Freude beten können, sollen wir beten. Folglich müssen wir uns darüber bewußt sein, daß wir uns für das Gebet entscheiden sollen, unabhängig von dem, was wir innerlich verspüren.
Was den ersten Teil des Programmes betrifft, in dem es darum geht, beten zu lernen, so muß man betonen, daß es sehr wohl einiges gibt, das von uns abhängt. Dabei ist zunächst die Entscheidung für das Gebet zu nennen, daß diese Entscheidung dann anschließend konkret wird, indem wir den Zeitpunkt, die Zeitdauer und den Gebetsort festlegen, und daß wir diesem Entschluß dann treu bleiben. Das, was wir Gott schenken können, ist unsere Treue. Wenn wir treu bleiben, wenn wir viel beten, wenn wir regelmäßig beten, dann kommt die Freude. Das Gebet kann wirklich zur Freude werden, weil es in sich eine Begegnung mit Gott ist und Gott ist der Gott der Liebe, der Gott des Friedens, der Gott des Lichtes. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, und wenn man diese Wirklichkeit erfährt, so freut sich das Menschenherz, das im Grunde nichts anderes ersehnt.
Um diese Freude der Begegnung mit Gott aber erfahren zu können, muß man auch Zeiten des Gebetes durchstehen, in denen man die Freude nicht spürt. Man kann sich die Frage stellen, was am Anfang steht: die Freude am Gebet und dann zu beten, oder zu beten und dann die Freude am Gebet zu verspüren?
Es ist leicht zu beten, wenn die Freude da ist, aber wenn sie sich nicht einstellt, so bleibt uns nur die Entscheidung für das Gebet und die Treue zum Gebet.
Wenn ich an die vielen Erfahrungen der Pilger denke, dann möchte ich etwas betonen.
Maria, daß wissen wir ja schon alle, betet am zweiten jeden Monats mit Mirjana für die Ungläubigen, damit sie eine Erfahrung mit der Liebe Gottes machen.
Um den Beginn brauchen wir uns also nicht zu sorgen. Maria kümmert sich darum, indem sie diese Gnade für uns erbittet, was von der Erfahrung vieler Menschen bestätigt wird, denen auf einmal, unerwartet, die Freude am Gebet zuteil wird.
Das müssen wir als „erste Hilfe" verstehen. Wenn wir weiterbeten, getragen von dieser Erfahrung der Freude, werden wir, so würde ich sagen, zu der tiefen Freude im Gebet gelangen. Und falls wir dann wirklich treu im Gebet bleiben, dann kommt sehr schnell - und das ist auch normal, davor brauchen wir keine Angst zu haben - die Wüstenzeit, die Zeit der Trockenheit, die Zeit, in der wir nichts spüren. Das ist aber immer eine gute Zeit für das Gebet, weil man in dieser Zeit auch reifen kann und selbstloser wird. Sonst kann es leicht passieren, daß wir nur beten, weil wir Freude und Frieden finden, und so handeln wir aus egoistischen Gründen. Wenn wir an die hl. Theresia von Avila denken, so dürfen wir sagen, daß sie deshalb Lehrmeisterin des Gebetes geworden ist, weil sie über 18 Jahre in dieser Wüste, in diesem Zustand der Trockenheit ausgeharrt hat.
Wir sehen also, daß Maria für uns betet, damit wir anfangen können zu beten, und es haben auch schon viele mit dem Gebet begonnen. Jetzt hängt es von uns ab, ob wir treu bleiben. Wenn wir es sind, so wird unser Gebetsleben wirklich reifen, sich vertiefen und das Gebet wird zu einer Begegnung mit Gott. Dann wird auch unser Gebet nicht mehr von Gefühlen abhängig sein. Es wird vielmehr Quelle neuer und positiver Gefühle sein.
Immer wenn wir beten, werden wir die Kraft bekommen, unser Leben nach Gottes Willen zu gestalten.
Maria sagt weiterhin in der Botschaft...
daß das Kreuz für uns zum Wegweiser der Liebe und Einheit werden möge, durch die der wahre Friede kommt.
Maria will, daß wir das Kreuz als Wegweiser annehmen. Aber das Kreuz zeigt nicht nur in eine Richtung. Wenn wir das Kreuz anschauen, dann gibt es einen Balken, der vertikal ist, also zum Himmel zeigt, und der andere Querbalken weist zur Welt hin, er zeigt auf den Mitmenschen und auch auf uns selbst.
Die Einheit muß man in dem Sinne sehen, daß sich die vertikale und horizontale Linie des Kreuzes treffen und so den richtigen Weg weisen. Unser menschlicher Weg muß in diesem Zeichen des Kreuzes stehen. Nur wenn diese zwei Richtungen - die Vertikale und die Horizontale - miteinander im Einklang stehen, kann der Mensch Liebe und Einheit erfahren. Und diese beiden Balken müssen ihre Mitte in unserem Herzen haben. Wenn sie diese Mitte in unseren Herzen finden, also die Liebe zu Gott und die Liebe zu uns selbst und zu den Menschen vereint ist, dann kommt der wahre Friede.
Die Folge der Sünde besteht in der Zerstörung dieser Mitte und im Auftreten eines Ungleichgewichts. So verliert man den wahren Frieden. Ganz besonders sind wir geneigt, die vertikale Dimension des Kreuzes bzw. unseres Weges zu vergessen, und uns so in uns selbst verschließen bzw. bei den Menschen oder in der materiellen Welt hängen bleiben. Durch diese schlechten Gewohnheiten werden wir aus unserer Mitte herausgerissen und verlieren als Menschen und als Christen unsere eigentliche Würde. Umkehr bedeutet, von neuem zu suchen, daß sich in unserem Herzen die Vertikale und die Horizontale begegnen, daß wir Gott über alles lieben, und dann auch uns selbst und die anderen Menschen wie uns selbst.
Es ist in dieser Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten für uns ganz wichtig zu verstehen, daß wir nur dann die Liebe und die Einheit finden können, wenn wir das Kreuz annehmen. Immer wenn wir versucht haben, ohne Kreuz zu lieben oder ohne Kreuz zur Einheit zu gelangen, haben wir die Erfahrung schlechter Folgen für uns selber und für die Menschen um uns gemacht. Auch unser Verhältnis zu Gott hat darunter gelitten. Durch das Gebet, das Fasten, ganz besonders auch durch die Beichte geschieht innere Heilung und der Aufbau eines neuen und guten Verhältnisses zu Gott und zu den Menschen.
Ferner ruft uns Maria in der Botschaft auf, besonders darum zu beten, daß Jesus in unseren Herzen geboren werden möge, der Schöpfer des Friedens. Das ist das Herz oder die Mitte oder der Sinn der vierwöchigen Vorbereitung auf Weihnachten.
Wenn wir Marias Botschaft wirklich Ernst nehmen und versuchen, das Kreuz im oben genannten Sinne als Wegweiser für unser Leben zu nehmen, genau dann kann Jesus in der Mitte unseres Herzens geboren werden. Wer denkt oder erwartet, daß Gott, daß Jesus in uns geboren werden kann, ohne daß wir das Kreuz angenommen haben, der irrt sich gewaltig.
Es ist nicht möglich, daß Jesus geboren wird, wenn wir das Kreuz als Wegweiser nicht annehmen. Das bedeutet für uns ein neuer Impuls zur Umkehr, denn nur so werden wir den Schöpfer des Friedens in uns haben. Und nur so werden wir auch den Frieden haben. Wenn wir diese besinnliche Adventszeit auf diese Art und Weise leben, werden wir sicherlich Apostel des Friedens werden in dieser friedlosen Welt. Wie oft schon hat uns Maria aufgerufen, Friedensträger oder Apostel des Friedens zu werden. Ja, wir wollen nicht vergessen, daß der Hauptgrund ihres Kommens darin besteht, uns den Frieden zu vermitteln, den wir dann den anderen Menschen anbieten können. Wir brauchen nicht lange darüber reden, was das bedeutet, „friedlose Welt". Wenn wir an die Familien denken und an die vielen Konflikten in den Familien zwischen den Ehepartnern, an die Geschiedenen, an die Konflikte zwischen Eltern und Kindern, an die vielen Konflikte und friedlosen Situationen in den Gemeinschaften der Kirche und zwischen den christlichen Kirchen, und auch an die Konflikte und Kriege in der ganzen Welt, dann ist es klar, wie wichtig unsere Aufgabe ist. Wenn wir in diesem Jubiläum, welches mit dieser Adventszeit beginnt, unsere Aufgabe erfüllen wollen, dann bleibt uns nur eines, daß wir diese Botschaft wirklich als Programm, nicht nur für diese Adventszeit nehmen, sondern für das ganze Jubiläum. Dann werden wir mit Maria und Jesus das dritte Millenium anfangen können, wozu uns der Papst schon so häufig aufgerufen hat. Aus Marias Worten spricht die Hoffnung und die Erwartung, die Gott in uns setzt.
Ein Pessimismus oder ein Sich-gehen-lassen" wäre fehl am Platze, ganz besonders bei denen, die in die Schule Mariens gehen.
Mit diesen Gedanken möchte ich auch allen aus ganzem Herzen eine besinnliche Adventszeit und ein frohes Weihnachtsfest aus Medjugorje wünschen.
Es wird ein frohes Weihnachtsfest werden, wenn wir das tun, was Maria uns sagt.
Darum wollen wir auch beten:
Herr, unser Gott, unser Vater, am Anfang dieser neuen Zeit, am Anfang des Jubiläumsjahres, im Namen deines Sohnes, den Du vor 2.000 Jahren zu uns gesendet hast, bitten wir Dich vereint mit Maria, der Mutter Jesu, gib uns den Geist des Gebetes, gib uns das Licht, den Mut, die Liebe und das Vertrauen, daß wir das Kreuz als unseren Wegweiser nehmen, daß wir in der Liebe zu Dir wachsen und aus der Liebe zu Dir auch in der Liebe zu den Menschen. Auf daß Jesus, Dein Sohn, auch in unseren Herzen geboren werden möge und wir so Apostel Deines Friedens werden. Herr, segne alle, die vor dem Kreuz Angst haben und segne alle, die sich nur nach der horizontalen Linie verhalten, die sich der Welt, sich selbst oder den Menschen hingewendet haben und Dich vergessen haben. Segne alle, die durch die Droge, den Alkohol und andere Abhängigkeiten unfähig geworden sind, die vertikale Linie ihres Lebens anzunehmen. Segne o Herr all diejenigen, die sich menschlich zerstört haben, die im Ungleichgewicht leben, auf daß sie sich Dir in dieser Zeit der Gnade öffnen, und daß Du ihnen die Gnade schenkst, zu Dir zurückzukehren. Segne auch alle Jugendlichen, damit sie den Frieden in dieser Zeit finden, indem sie Deinen Sohn, den Schöpfer des Friedens, annehmen.
Segne die Seher, die Pfarrei und alle Pilger, daß wir der Schule Mariens treu bleiben und so zeigen, daß Du der gute Vater bist, der sich in dieser Zeit ganz besonders um uns bemüht. Segne uns, segne alle Kranken, alle Leidenden, alle Traurigen, alle Mutlosen, alle, die die Hoffnung, das Vertrauen und den Glauben verloren haben. Möge diese Zeit ihnen allen zu einer Zeit des Friedens werden.
So möge es sein. Friede sei mit euch. Amen.
P. Slavko Barbaric v Medjugorje, 26. November 1999