Maria, unsere Mutter, wird nicht müde mit uns. Eine wahre Mutter hört nicht auf ihr Kind zu lieben, auch wenn es noch so ungehorsam, friedlos, krank oder trotzig ist. Sie ist mit Liebe erfüllt und ihre Kraft spricht von selbst und ruft uns. Der Inhalt Ihrer Worte ist derselbe schon seit 20 Jahren, aber die Neuigkeit und Frische besteht darin, dass sie jetzt zu uns spricht, heute, in diesem Moment. Halten wir uns nicht bei den Worten auf, sondern gehen wir zur Quelle Ihres mütterlichen Herzens, aus dem diese Worte kommen. Halten wir uns nicht beim Zeichen auf, sondern gehen wir dorthin, wohin uns dieses Zeichen führt, wo es uns hinweist. Nähern wir uns Ihr, die sich in jener Herrlichkeit befindet, die auch uns erwartet. Sie möchte, dass wir gehen, dass wir Schritte machen anstatt stehenzubleiben und ein Wunder zu erwarten, das ausserhalb von uns geschehen sollte. Das Wunder kann und muss in uns selbst geschehen. Maria möchte auch dann zu uns sprechen, wenn wir Ihr nicht zuhören möchten und auch dann, wenn wir Ihren Worten nicht folgen wollen. Gott ist nicht irgendwo in einem unerreichbaren Licht, sondern Er ist lebendig in uns, wir müssen uns nur zu Ihm durchringen; so viele Widerstände müssen wir in und um uns überwinden. Wir sind mit Schwierigkeiten, Ängsten und Sorgen für das Morgen gefangen und mit der Angst, was andere über uns denken oder sagen, ohne uns zu fragen, was Gott über uns denkt, und was Er von uns möchte. Marias Worte sind nicht sensationell sondern mütterlich einfach, wie auch Gott einfach ist, wir hingegen so kompliziert und verschlossen. Lassen wir nicht zu, dass irgend etwas vor Gott kommt, auch das eigene Leben nicht. Wenn Gott an erster Stelle steht, kommt alles andere von selbst an seinen Platz. Es kommt in unserem Leben vor, dass uns alles leer und sinnlos erscheint, dass wir keine Zufriedenheit mehr erleben und uns über nichts mehr wirklich freuen können. Dies alles sind Zeichen, dass wir den Sinn unseres Lebens weder sehen noch kennen. Die Seele ist vernachlässigt und hungert und dürstet nach Gott und Seiner Liebe. Es ist ein Zeichen, dass wir die Wurzeln und die Quelle unseres Lebens verloren und vergessen haben. Wir leben nur einmal auf Erden. Eines Tages werden wir diese Erde verlassen müssen, wenn wir vielleicht noch nicht einmal wissen warum wir gelebt haben. Wir müssen verreisen, unsere Freunde verabschieden und von hier weggehen ohne zu wissen, wohin wir gehen und was uns erwartet. Darum brauchen wir die heilige Messe, die Beichte und das Gebet, zu dem uns Maria aufruft. Das sind alles Hilfsmittel und kein Ziel. Das Gebet ist nicht das Ziel, sondern der Weg, der zum Ziel führt. Das Ziel ist, wie Maria sagt, ein freudiges Zusammentreffen mit unserem Erlöser. Wir wissen wie einfach wir das Gebet vernachlässigen, wie schwer wir uns dafür entscheiden, wie einfach tausend Verpflichtungen, Arbeiten, Treffen, wichtige und nötige Dinge vor dem Gebet kommen. Wenn wir uns aber für das Gebet entscheiden, erleben wir immer wie schön es ist, mit Gott zu sein, wie die mit Gott verbrachte Zeit die einzig genützte Zeit unseres Lebens ist. Ich glaube, dass wir am Ende unseres Lebens trauern werden, über alle verlorene Zeit, aber nur die Zeit, die wir im Gebet verbracht haben, ist der Schatz, den wir mit uns nehmen werden. Diesen Schatz erarbeiten wir uns hier auf Erden, hier wird über unser Leben und unsere Ewigkeit entschieden. Nach dem Tod ereignet sich nichts Wesentliches, hier auf Erden sagen wir unser JA oder NEIN zu Gott, unser JA zum Leben oder zum Tod.
Unsere Mutter ruft uns den Weg des Lebens zu wählen. Dieser Weg ist weder anziehend, noch weit oder einfach. Unsere Bekehrungen kosten, unser Glauben ist überhaupt nicht billig, er fordert den Einsatz unseren physischen und phsychischen Kräften, aber wir wissen, dass er uns zum Leben führt schon hier auf Erden und nicht erst in der Ewigkeit.
Möge uns Maria zur Quelle des Lebens führen. Folgen wir Ihren Worten.
Fra Ljubo Kurtović.
Medjugorje, 26.04.2001