Halten wir einen Moment inne um auf den Rhythmus des Lebens in uns zu hören, der den Pulsschlag des Herzens verrät, so bemerken wir, wie langsam, ruhig, harmonisch er ist. Ausser, wir sind es selber, die ihn zur Beschleunigung zwingen, indem wir unsern Alltag hastig und manchmal sogar wütend bestreiten.
Unser Blatt – das ECHO – gelangt in vie-le Teile der Welt, und vermutlich haben die Menschen in Afrika oder anderen weit entfernten Ländern nicht dieselben Sorgen wie die Menschen des Westens, die gnadenlos überschwemmt werden durch einen Mechanismus zur Produktion, der sie pausenlos bedroht.: „Wer stillsteht ist verloren!“
Aber wer sagt das? Unsre afrikanischen Freunde mögen mir erlauben von jenen zu sprechen, die des morgens erwachen mit dem Kopf voller Dinge die es zu erledigen gibt, uum des Abends einzuschlafen, und sich zu kümmern, hab ich wohl alles getan was zu tun war? Anstatt sich zu fragen: Das was wichtig ist, habe ich es auch richtig gesehen? Habe ich es so erfüllt, dass es mich zum Frieden führt?“
Wir jagen nach Heiterkeit, oft errichten wir sie künstlich und merken nicht, dass sie uns entflieht, bis dass wir die Lust daran verlieren. Wir führen unsere Aufgaben mechanisch aus und es kommt uns vor, als hätten wir nichts erreicht. Vielleicht wäre es der Mühe wert, inne zu halten um zu überlegen, was wir ändern müssten.
Um zu entdecken würde uns nützen, wieder einmal Maria zu belauschen. Zugegeben, ihre Zeit war nicht unsre Zeit, unablässig drängend und immer mehr fordernd: die Zeit des „alles und sofort“, des „verbrauchensund-wegwerfens, des „kratzen-und-siegens“..... Das Palestina von vor zweitausend Jahren wurde nicht an den Stundenkilometern der Autos gemessen; vielleicht war das Klappern der Zoccoli auf den Pflastersteinen der einzige Lärm der Strasse. Wir behaupten nicht, sich dem gegenüberzustellen, was Maria tat, sondern wie sie es tat.
Auch Maria „eilte“ zum Hause Elisabeths (vgl. Lk 1,39). Aber ihre Eile war von Natur aus eine andere, bedeutete in Wahrheit: eifrige Erwartung, dem Willen Gottes zu folgen; bereit sein, alle eigenen Dinge zu lassen um andere Menschen zu besuchen; verfügbar-sein um auf die Freuden über die eigene Schwangerschaft zu verzichten, um sie mit der entfernten Verwandten zu teilen. Maria erreichte in Eile die Stadt Judas: aber angekommen lebte sie sicher die kleinsten Dinge des dortigen Alltags eingetaucht in das Leben des Gottes, der in ihrem Schoss wohnte. Einfache Gesten verströmten königlichen Duft weil sorgfältig, aufmerksam und voller Hingabe getan. Ohne die uns innewohnende Zerstreutheit.
Würden wir jeder Sache, auch der scheinbar banalsten (wie z.B. dem Treppensteigen)!) unser Bestes geben im Denken daran, was wir tun, entdeckten wir eine Welt, die uns sonst entflieht: das Wunder vollkommen getanen Wirkens und harmonisch gefügter Kenntnis, z.B. auch unseres Körpers, der fähig ist, Wunderbares zu vollbringen. Wir würden staunen, zu was das menschliche Genie fähig ist, wie es elimentarste Dinge in Nützliches und Schönes zu verwandeln vermag. Wir bemerkten, dass alles uns zum Geschenk gegeben ist, angefangen beim Wasser, das uns am Morgen das Gesicht erfrischt, den Decken, die wir „hochziehen“, um damit den Traum der Nacht zu bergen. In uns würde dauerndes Dankesgefühl wachsen, das unsern Atem weiten und ruhig werden liesse. Im ganzen Sein breitete sich Friede aus.
Aber wie, wenn es uns nicht gelingt, alles zu tun, was wir müssten, weil die Welt uns überwindet und uns zu trotz ihren Weg aufzwingt? Dieser Trick bleibt. Aber es genügt, Gott, dem Prinzip eines jeden neuen Tages, unsere Vorhaben und unsre Taten anzuvertrauen. Er wird uns helfen einzusehen, was das Wichtigste ist. Sein Heiliger Geist wird uns unterscheide lassen, was not-wendig und was unnütz ist. Er wird uns die Weisheit geben, das Wichtige anzupacken und die Kraft, es zu vollbringen. Die durch die Hast erzeugte Nervosität wird verschwinden, Freude wird in uns aufquellen und uns – ohne die Kostbarkeit des Lebens zu vergeuden - jeden Augenblick in seiner Fülle geniessen lassen. •
Wer nur den lieben Gott lässt walten Und hoffet auf ihn allezeit Den wird er wun derbar erhalten In aller Not und Traurigkeit Wer Gott dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut
Was helfen uns die schweren Sorgen Was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen Beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid Nur grösser durch die Traurigkeit.
Sing bet und geh auf Gottes Wegen Verricht das Deine nur getreu Und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht Auf Gott setzt den verlässt er nicht.
Georg Neumark, 1641