Gottes Gott schuf sie nach seinem Bilde, wie er den Mann gemacht hatte. Ein einziges Bild, das jedoch eine klare Unterscheidung in sich trug: „Als Mann und als Frau schuf er sie“ erzählt die Bibel im Schöpfungsbericht. In sie legte er die Teile von sich, die direkt in die tiefsten Schichten seines göttlichen Seins zurückgreifen: Empfindsamkeit, Intuitivität, Zartheit, Fähigkeit, sich grenzenlos und ohne Umschweife hinzugeben; die Seelenstärke gepaart von reiner Schönheit des Körpers, der sanfte Aufnahme und Hingabe des Lebens gibt.
Und doch erleidet die Frau seit jeher die Hiebe, die aus einer andern Mentalität stammen und Tendenz hat, sie auf die Ebene einer althergebrachten, atavistischen Minderwertigkeit, Unterwürfigkeit und Ausgrenzung zu erniedrigen. All dies war nicht im Plane Gottes sondern vielmehr menschliches Produkt.
Wir sagen nichts Neues. Seit Jahrzehnten wird darüber gesprochen. Aber heute fragen wir uns: was hat sich wirklich geändert? Wieviel des Geschriebenen, Gesagten und Erkämpften diente wirklich, um das Schicksal von Millionen von Frauen zu verbessern, die heute in Sklaverei, Ausnutzung oder Unwissenheit leben?
Die Antwort überlassen wir dem Gewissen eines jeden von uns, aber auch den Gegebenheiten, welche die sozialen Organisationen mutig verbreiten, um die verschiedenen Wunden anzuprangern, die die frauliche Welt bedrängen. Angefangen mit dem schamlos legalisierten Handel der Prostitution, der die Taschen bösartiger Menschen stopft die gutgläubige arme und ungebildete Frauen zu solchem Dienst „einberufen“, denen Zukunft und frauliche Würde gewaltsam entrissen wird und denen kein besseres Schicksal verdienstvoll erscheint. Viele Minderjährige. Viele Verzweifelte. Alles Betrogene. Häufig entführt um verkauft zu werden und unersättlichen männlichen Egoismen zu dienen.
Dazu: die schlimmen Verstümmelungen, unter denen Millionen afrikanischer Frauen seit dem Kindesalter leiden: sie verbieten ihnen die freudige Teilhabe an der Liebe in all ihren Ausdrücken – physisch und emotional - und garantieren dem Manne deren ausschliesslichen Besitz.
Weiter: das gelebte Patriarchat in vielen Ländern und Religionen als ungeschriebenes Gesetz, das die Frau als minderwertige Kategorie einstuft, unfähig zu öffentlichen oder ähnlichen Verantwortungen. Darunter die vielen, zu vielen, die nicht einmal ihr eigenes Gesicht zeigen dürfen ...
Halten wir ein. Die Aufzählung würde zu lange und zu schmerzlich. Der 8. März – Tag der Frau – zündete wie jedes Jahr Lichter auf ein Szenario, das die Welt zum Leuchten bringen könnte durch seine Schönheit, das in Wirklichkeit aber Schatten auf unsre Menschheit wirft. An diesem Tag waren die Mimosen auf dem Eis Bild dieser solidarischen Interessen. Sehr schnell aber zerfielen sie in den Schatten des totalen Stillehaltens.
Es liegt nicht an uns zu urteilen. Wir wollen uns beschränken zu erklären: nein, so hat Gott die Frau nicht erdacht... Es genügt zu sehen, wie Jesus, der Gott-mit-uns die Frau zum integren Teil seines eigenen Lebens und seiner persönlichen Sendung erhob. Angefangen bei Maria – dem Mädchen aus Nazareth – bis zu Magdalena – die Frau, die ihm bis zu den Schrecken des Kreuzestodes folgte aber auch den Vorzug hatte, die erste Verkünderin der Auferstehung zu sein. Und die vielen andern, Randfiguren oder auf erster Ebene, die ihm gefolgt sind und das öffentliche Wirken des Messias befruchtet haben.
Dieser Blick auf das Evangelium führt uns zur Annahme, dass die Kirche, geliebte Braut Christi, sich auf dieselbe Weise benimmt in Bezug auf die Frauen, die die feinern Netze ihres Kleides weben, seien sie Geweihte oder Laien. Es ist nicht immer so, obwohl ihr Hirte, unser geliebter und guter Vater, wiederholt und mit Herzenswärme das weibliche Genie gepriesen hat als unersetzliches Element im Leben der Welt und der Kirche. Tatsache ist, dass eine immer noch stark klerikale und vermännlichte Vision die Frau oft noch in servile und zweitrangige Rollen eingrenzt, das Herz Gottes schlecht verstehend, das im Gegenteil mit verliebten und bewundernden Augen auf die Frau blickt, dankbar für ihre Fähigkeit zu lieben auch wo sie nicht zurückgeliebt wird, und fruchtbar zu sein, auch dort wo andere sie steril halten möchten.
Wer weiss woher diese Einschüchterungen kommen? Vielleicht weil sie unfähig ist, zu schweigen vor der Lüge? Vielleicht wegen ihrer angeborenen Freizügigkeit, der diffusen Suche nach Macht zu widersprechen? Nicht immer ist es so. Viel hat sich in diesen letzten Jahren getan und zahlreich sind die Stimmen, die in der Kirche mit Autorität und Wertschätzung von der Frau sprechen. Und doch bleibt noch viel zu tun, um der Frau das, was ihr in vergangenen Jahrunderten und über zu viele Generationen hinweg genommen wurde, wieder gutzumachen.
Es dürfte nicht schwer sein. Es genügt, Gott nach zu ahmen, der seit vielen Jahren durch seine besondere Gegenwart in Medjugorje beweist, dass er auf seine Mutter baut und ihrer Fähigkeit vertraut, immer und überall Königin des Friedens zu sein.
Stefania Consoli