Am Montag, dem 28. Dezember, kam der Erzbischof von Wien, Kardinal Dr. Christoph Schönborn, zu Besuch nach Medjugorje. Er wird hier einige Tage verbringen. Der Kardinal wollte neben dem Besuch des Cenacolo – das auch in Österreich einen Ableger hat – in diesem bekannten Ort des Gebetes vor allem selbst ein Beter sein.
Kardinal Schönborn (1945) war von 1975 bis 1992 Professor für Dogmatik und Theologie des christlichen Ostens in Freiburg (Schweiz) und von 1985 bis 1992 war er Sekretär der Redaktion für die Herausgabe des neuen Katechismus der Katholischen Kirche. Ab 1991 war er Weihbischof und seit 1995 ist er Erzbischof von Wien. 1998 wurde er zum Kardinal ernannt und zum Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz gewählt. Kardinal Schönborn ist heute einer der bekanntesten Fachmänner für die christliche Theologie des Ostens, unter anderem ist er auch Mitglied der Glaubenskongregation im Vatikan.
Wie schon erwähnt war der Wiener Erzbischof Dr. Christoph Kardinal Schönborn vom Montag, dem 28. Dezember 2009 bis 2. Jänner 2010 zu einem privaten Besuch in Medjugorje. Während seines Aufenthaltes in Medjugorje hat er einigen Reportern Interviews gegeben. Im Gespräch mit Max Domej gab er für österreichische Medien auf dessen Fragen, was ihn veranlasst hat nach Medjugorje zu kommen, unter anderem folgende Antwort: „Ich kenne Medjugorje schon seit vielen Jahren, zwar nicht persönlich, denn ich war noch niemals hier. Jedoch in unserer Diözese und noch weit darüber hinaus erlebe ich die Früchte von Medjugorje. Stets habe ich ein und dasselbe gesagt, was Jesus im Evangelium sagt: Den Baum erkennt man an seinen Früchten. Wann immer ich bei uns Früchte von Medjugorje entdecke, kann ich nur sagen: Der Baum ist sicher gut.“
Weiters sagte der Kardinal über Medjugorje in der Kirche: „Die oberste Instanz in der Kirche ist der Heilige Stuhl, der Heilige Vater und seine Kongregation für die Glaubenslehre, die ja die oberste Instanz in allen Fragen des Glaubens und der Moral ist. Die oberste Leitung der Kirche hat uns deutliche Weisungen gegeben, nicht nur von Seiten des Papstes selbst, sondern auch von Seiten der Kongregation für die Glaubenslehre, die das deutlich bestätigte, was schon die Jugoslawische Bischofskonferenz damals bestätigt hat und was unzweifelhaft auch für Medjugorje eine Norm darstellt. Das habe auch ich immer wiederholt, diese Texte sind bekannt, sie bestehen aus drei Elementen, die auch heute noch ihre Gültigkeit haben. Im Rahmen dieser Weisungen sehe auch ich meinen Besuch in Medjugorje. In diesem Sinne ist mein Aufenthalt nichts besonderes. Der Heilige Stuhl sagt im Einklang mit der Aussage der Jugoslawischen Bischofskonferenz aus dem Jahr 1991:
Erstens: „Non constat de supernaturalitate.“ Das ist eine Aussage, die selten benutzt wird und bedeutet, dass die Übernatürlichkeit der Geschehnisse nicht bestätigt ist. Das aber ist eine klassische Formel der Lehre der Kirche. Das besagt nicht, dass die Übernatürlichkeit ausgeschlossen ist, aber sie ist nicht – oder noch nicht – endgültig bestätigt. Und das aus dem einfachen Grund, den auch ich unterstütze. Ich bin Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre und es ist verständlich, dass ich das unterstütze, wenn davon die Rede ist: Solange die Phänomene andauern, wird es sicher nicht zu einem endgültigen Urteil der Kirche kommen, denn so etwas ist noch nie vorgekommen. In Lourdes und in Fatima waren die Geschehnisse abgeschlossen und dann erst hat die Kirche ihr Urteil dazu gegeben. Ihr endgültiges Urteil. Dazu wird es auch in diesem Fall früher oder später kommen, aber auch hier überlassen wir es den freien Händen der Gottesmutter.
Zweitens: Es dürfen keine öffentlichen Pilgerfahrten organisiert werden, daher kann ich keine diözesanen Wallfahrten nach Medjugorje organisieren. Das steht im logischen Zusammenhang mit dem, was unter Punkt 1 gesagt wurde. Es gibt noch keine offizielle Anerkennung, aber mit dieser Formulierung wird sehr deutlich ausgesagt, dass ein übernatürliches Geschehen nicht ausgeschlossen ist. Die Kirche hat klar gesagt: Es ist nicht ausgeschlossen. Es ist nicht bestätigt, aber auch nicht ausgeschlossen.
Drittens: Was die Lehre der Kirche, auch im Einklang mit den Bischöfen Jugoslawiens deutlich sagt, ist, dass die Pilger hier geistig betreut werden müssen. Das heißt, dass es eine Pastoral für die Pilger geben muß. Darum kümmern sich viele, unter anderem auch die Gebetsaktion-Wien, die sich besonders der Pilger annimmt, sie begleitet, ihnen auch nach der Pilgerreise zur Seite steht usw. Ich denke, dass auf diese Weise Medjugorje seinen Weg gut weitergehen kann in dem Vertrauen, dass die Kirche als Mutter und Lehrerin hier gute Begleitung auf diesem Weg leistet. Ich empfehle Geduld. Die Muttergottes zeigt so viel Geduld mit uns, weil sie nun schon seit 29 Jahren auf sehr ungewöhnliche Art ihre Nähe und ihre Sorge um die Pfarre Medjugorje und um so viele Pilger beweist. Wir können ruhig Geduld haben! 29 Jahre sind eine lange Zeit, vor Gott aber wiederum ist es doch nicht so lange.“