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Erscheinungen, Visionen, Offenbarungen

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Die Theologische Bedeutung von Marienerscheinungen

Alles, was allgemein über Erscheinungen gesagt wurde, betrifft auch und besonders Marienerscheinungen, die die häufigste Art von Erscheinungen sind. Indem Papst Paul VI. von der häutigen Marienverehrung spricht, unterstreicht er, daß sie "den Platz Mariens in der Kirche deutlich machen soll" (21). Maria ist ganz und gar für Christus und seine Kirche d, deshalb gibt es keine gesunde Marienverehrung, die nicht zu Christus führen und dem Aufbau der Kirche dienen würde. Wie kann man in diesem Zusammenhang die seit zwei Jahrhunderten so häufigen Erscheinungen der Gottesmutter beurteilen? Diese Phänomen kann nur im Licht des einzigartigen Platzes, den Maria in der Kirche innehat, beurteilt werden. Sie können nicht allein und getrennt behandelt werden. Sie sind ganz und gar in den Heilsplan eingebunden und haben eine starke, innere Beziehung zu den zentralen Heilsereignissen, mit Christus als dem Erlöser und mit der Kirche als Gemeinschaft der Erlösten. (35)

Die persönliche Heiligkeit Mariens und ihr Dienst im Heilsplan sind nicht zwei an sich durch Umstände angenäherte Realitäten, sondern sie bilden eine unzertrennliche Einheit. K.Rahner erläutert dies als eine Einheit zwischen der persönlichen Heiligkeit und dem Apostolat, welches notwendigerweise daraus entspringt, wo Maria in "außergewöhnlicher Art und Weise eine Darstellung der Kirche ist".(23) Diese Beziehung zur Kirche hört nicht am Ende ihres irdischen Lebens auf, sondern ihre liebevolle Fürsorge für die Kirche ihres Sohnes ist umso stärker dort, wo sie in ihrem verherrlichten Leib als einziges Mitglied der Kirche ist, wobei die anderen, die noch der Hilfe bedürfen, noch auf dem Weg dorthin sind. T. Sagi-Bunic sagt, das auch so: "Im Konzilstext ist die Aufnahme Mariens in den Himmel nicht als ein Weggehen und als eine Trenung verstanden, sondern als Empfang der aufblühenden Möglichkeit, um in einer noch höheren Art und Weise ihre aktive Rolle in der Heilsgeschichte mit Christus weiterzuführen".(24)

Unter diesen "aufblühenden Möglichkeiten" sind gewiss die Marienerscheinungen, die einen ganz besonderen Platz zu haben scheinen, ohne im Besonderen auf die Botschaft zu schauen, haben sie bereits eine theoogische Bedeutung. Ihre Existenz ist schon die erste Botschaft, denn sie offenbaren das Geheimnis ihres Lebens und zeigen ihren Platz in der Heilsgeschichte. Sie finden nicht für Maria, sondern für die Kirche statt. Sie zeigen uns ihre Herrlichkeit, Maria zeigt uns die Möglichkeiten, die uns durch das Geheimnis ihres Sohnes angeboten werden. (25) L.Scheffczyk schreibt: "Eine Marienerscheinung offenbart in wirklicher und persönlicher Art und Weise das ganze Geheimnis Mariens dem Seher, und durch ihn den Gläubigen"(26).

Es ist also nicht übertrieben, wenn man sagt, daß eine Marienerscheinung an sich eine der größten Botschaften für die Kirche ist, eine Ermutigung auf ihrem Weg in die Ewigkeit und auch eine Verpflichtung. Die Zeit der Kirche ist eschatologisch und Maria ist die einzige, die diese eschatologische Spannung zwischen dem schon gegebenen Heil und dem noch nicht vollendeten Heil nicht kennt, und deshalb muß ihre Handlungsweise immer unter diesem Aspekt betrachtet werden. "Sie wird immer einen retrospektiven Charakter haben, indem sie auf das Geheimnis Christi hinweist, aber sie wird auch immer auf die Zukunft und Vollendung ausgerichtet sein... Deshalb haben ihre Erscheinungen eine ganz besondere eschatologische Dimension und Richtung, hin zum endgültigen Ende der Zeit"(27). Dies darf aber nicht im Sinne eines sehr nahen Endes verstanden werden, und vor allem nicht als ein genau zu berechnendes Ende.

Maria ist diejenige, die immer unzertrennlich an das Schicksal ihres Sohnes gebunden ist, und durch ihn an die Gemeinschaft der Erlösten. Deshalb kann sie nicht an der Seite bleiben während die Kirche mit der ganzen Schöpfung "seufzt und unter Wehen liegt"(Röm.8.22). Durch ihren Eifer und ihre mütterliche Liebe gibt sie das Licht an die Kirche weiter, die durch die Prüfungen dieser Welt hindurchschreitet. Dieses Licht kommt vom Licht Christi. Als menschliche Person kann Maria nur das weitergeben, was sie selbst empfangen hat. Deshalb haben ihre Erscheinungen vor allem den wesentlichen Charakterzug der Dynamisierung für das Herz und den Willen der Gläubigen und um durch eine neue Art und Weise in einer festgesetzten Zeit die schon anerkannte Wahrheit der Offenbarung konkret werden zu lassen (28). Dies ist auch der Grund, warum Marienerscheinungen immer mehr Anklang in den Herzen der Glaäubigen als in den Überlegungen der Theologen gefunden haben. Im Licht der Heilslogik und der Heilsdynamik der Kirche ist es völlig verständlich, daß Maria das aktivste Glied der Kirche ist, für welche sie gleichzeitig durch die Fülle ihrer Heiligkeit der Prototyp der Mutter ist und das endgültige Ideal darstellt, woraufhin die Kirche selbst unterwegs ist.

Ohne auf die Anfangsschwierigkeiten und Mißverständnisse zu achten, haben alle Marienerscheinungen einen starken Einfluß auf das Leben der Kirche ausgeübt, angefangen mit der Schaffung von neuen Formen der Verehrung, über eine Erneuerung des sakramentalen Lebens, bis hin zu einer Vertiefung des Kirchenbildes und der Liebe zur Kirche. In Wirklichkeit ist die Verehrung Mariens nichts anderes, als eine "Art der Verehrung des Geheimnisses der Kirche, die in Maria ihr Modell und ihre bereits realisierte Vollkommenheit sieht"(29). Im Wesentlichen ist "die Kirche nichts anderes als eine Kopie Mariens..., ein lebendiger Abdruck Mariens für die christliche Gemeinschaft" (30). Deshalb können Marienerscheinungen keine Randerscheinung für die Kirche sein, sondern ein Geschehen ihrer selbst, der Kirche! Deshalb muß die Kirche notwendigerweise aufmerksam und offen ihnen gegenüber sein.

 

 

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